
Kunsthandel. Wer kennt sie nicht, die Schaufenster mit (mehr oder weniger) schönen Werken die viele Gassen des ersten Bezirkes schmücken? Die Galerien und Handelsgeschäfte die mit Gemälden, Keramik, Designmöbel und vielen mehr das Stadtbild mitprägen. Aber wer war schon einmal drinnen?

Die wenigsten Menschen die sich in meinem Umfeld befinden, haben eine dieser Geschäfte schon jemals betreten. Meistens schreckt bereits das Preisschild davon ab. Und wenn man öfters vorbei geht, scheinen außer den Mitarbeiter*innen auch kaum Kund*innen darin zu sein. Da fragt man sich vielleicht, wie Galerien und der Kunsthandel im Allgemeinen es noch schaffen zu überleben und die wuchernden Mietpreise des Inneren Wiener Gemeindebezirks zu bezahlen?
Darauf gibt es mehrere Antworten, aber eine ganz zentrale: das Internet hat Einzug genommen. Für viele Händler*innen ist der Onlineverkauf unentbehrlich geworden. Nicht nur für Newcomer die ihre Werke auch auf diese Weise selbstständig anbieten können, sondern auch Etablierte haben die Vorteile eines internationalen Publikums sich zu nutzen gemacht. Dies gilt auch für Auktionshäuser die telefonisches Mitbieten seit vielen Jahren praktizieren und nun auch das Online Vor- und Live Bidding zum state-of-the-art wird. Die Kund*innen haben zwar dadurch seltener die Chance die Objekte vor Kauf zu sehen, aber die Möglichkeiten erweitern sich durch ein Vielfaches. Erfahrungsgemäß haben die meisten kein Problem nach tatsächlichen postalischen Erhalt der Objekte, aber es scheint doch etwas befremdlich, mehrere (zehn)tausend Euro für etwas auszugeben, dass man vorher noch nie gesehen hat. Doch besonders für eine jüngere Generation von Kunstkaufenden- und schaffenden, ist der Online-Markt eine wichtige Chance, zum Kauf und Verkauf.

Selbst in unserer ganz persönlichen Erfahrung in Galerien und Auktionshaus ist zuzugeben, dass präsenz-Besuch von KundInnen nur ein seltenes Phänomen geworden ist. Die meisten Objekte werden Online verkauft. Dazu gehört natürlich eine Reihe von Vorarbeit hinter den Kulissen des Online-Verkaufes: Texte schreiben, Zustandsberichte, Fotografie, Verwaltung Datenbank, Kund*innenanfragen beantworten, Live-bidding maintenance, etc. was im 1:1 Verkauf nur bedingt von Nöten ist. Es ist deshalb eine nicht weniger aufwendige Form des Kaufes. Die Nutzer*innen dieses Angebotes sind sowohl die Stammkundschaft, die durch Vertrauen keine Anreise als notwendig empfinden, als auch eine neue Generation, die dadurch angesprochen werden kann. Wobei sich jedoch bei alteingesessenen Kunsthandel-Institutionen zeigt, dass die Kundschaft dadurch nicht unbedingt jünger wird. Es stellt sich deshalb die Frage, ob die Kunstkaufenden von den klassischen Galerien und Kunsthandel deshalb nicht ausstirbt? Die Kunsthandelnden rutschen nach. Viele junge Kunstaffine und Kunsthistoriker*innen bewegen sich in den Reihen neuer Kunsthandelnder, da sie (wenn auch meist schlecht bezahlte) Jobchancen im Bereich der Kunst bieten. Fragt sich, welche die Plattform für junge Kunstkaufende ist? Vielleicht eher in einem anderen Kontext. Viennacontemporary, Parallel und junge Kunstinitiativen scheinen interessanter zu sein, als die Alteingesessenen (so THE GAP: https://thegap.at/junge-kunstsammlerinnen/2/).

Was bleibt? Was bleibt sind Galerien und Auktionshäuser die besetzt sind von ihren MitarbeiterInnen die immer mehr Affinität zu einer zeitgemäßen Online-Sprache finden (müssen), um mit der Zeit Schritt zu halten und nicht in einer fortschreitenden Digitalisierung unterzugehen, denn die Mieten und Standorte dieser Kunsthandelseinrichtungen sind teuer. Repräsentativ sind sie allemal und prägen das Wiener Stadtbild mit. Doch wer den Sprung auf eine neue Kaufgeneration verpasst, bleibt wohl zu fragen, wie lange sich diese repräsentativen Orte der Kunstschau erhalten bleiben.