
Amsterdam, Paris, London, New York, Tokyo, Wien. Seit über 100 Jahren sind Vincent van Goghs Werke in den größten und bedeutendsten Kunstsammlungen vertreten, werden zur Schau gestellt und begeistern Menschen auf der ganzen Welt.

Van Gogh war Autodidakt und einer der produktivsten Künstler seiner Zeit. In nur zehn Jahren entstanden mehr als 2.000 Gemälde, Zeichnungen und Skizzen. Inspiriert von den Bewegungen des Impressionismus, des Post-Impressionismus des 19. Jhd. und beeinflusst von zeitgenössischen Künstler:innen seiner Epoche wie Monet, Pissarro, Bernard und Gauguin, zählt er heute zu einem der bekanntesten und einflussreichsten Vertreter der europäischen Kunst. Seine Werke erzielen auf Auktionen Rekordpreise und gehören zu den begehrtesten Ankäufen von Museen und Sammler:innen. Es wäre fast unmöglich, all diese Leihgaben physisch an einen Ausstellungsort zu bringen – von den Kosten ganz abgesehen. Das immersive, digitale Kunsterlebnis in der Ausstellung Van Gogh Alive macht es möglich, Schlüsselwerke seiner Karriere und eine Fülle an Gemälden an einem Ort zu erleben.
Von dem Moment an, in dem man eintritt, wird man von einer kraftvollen Sinfonie aus Licht, Farbe und Klang eingeladen den Alltag hinter sich zu lassen und in Van Goghs Gemälde einzutauchen: Die überdimensionale Darstellung der pastosen Pinselstriche, die üppigen Blumenstillleben, den gelben, großzügigen Landschaften und die überlebensgroßen Portraits unterstreichen die Dringlichkeit und Intensität seines Schaffens, die in vieler seiner Werke spürbar ist. Durch die raumgroßen Screens, leistungsstarken Projektoren und gezielt gerichteten Lautsprechern, entsteht ein dynamisches, aufschlussreiches und visuell eindrucksvolles Erlebnis für alle Sinne. Die detailreichen Bilder verschmelzen in fünf Animationen und man selbst kann es sich inmitten des Raumes auf Thonet Sesseln oder Sitzsäcken gemütlich machen.
Der thematische Ablauf der Animationen richtet sich nach seinen Lebens-, Schaffens- und Sehnsuchtsorten.
Die Niederlande: Die Arbeiten dieser Zeit sind dunkel gehalten und unterscheiden sich deutlich von dem von van Gogh bekannten, eher lebendigen Stil.
Paris: Inspiriert von den Bewegungen des Impressionismus und anderen Künstler:innen, beginnt Vincent Van Gogh hellere Farben zu verwenden.
Arles: Er selbst beschreibt die Zeit in der südfranzösischen Provinz Arles als eine der glücklichsten Phasen seines Lebens,. Dennoch lässt es bereits erste Anzeichen seiner physische Erkrankung erahnen.
Saint-Rémy: Durch seinen stark schwankenden psychischen Zustand zwischen Klarheit und Wahnsinn, lies er sich freiwillig die die Nervenheilanstalt in Saint-Rémy einweisen. Dort malt er Landschaftsbilder, die seine zerrissenen Zustände widerspiegeln.
Auvers-sur-Oise: In dieser Animation ist sein anhaltendes Gefühl der Leere, welches er auf die Bilder übertragen hat, äußerst spürbar.
Selbstporträts: In allen Animationen kommen neben Briefen, Stillleben, Landschaften, Skizzen auch immer wieder Selbstporträts, die im Laufe seiner Karriere entstanden sind, vor.

Fazit: Wer es leid ist, die alten Schinken nur an der Wand zu sehen oder wenig bis keiner Erfahrung in Kunstgeschichte haben, ist diese Ausstellung empfehlenswert.
Derzeit läuft sie noch bis 16. Februar 2022 in der METAstadt, 1220 Wien.